Stadtjugendkapelle ohne Präsident

Die Stadtjugendkapelle steht ohne Präsident da. Nachdem Werner Meschede nicht noch einmal für den Vorsitz kandidierte, fand sich bei der Jahreshauptversammlung am Freitagabend kein Nachfolger.

Es sind keine einfachen Zeiten für die Vereine. Besonders, wenn sie vom Ehrenamt leben. Weil das auch Bürgermeister German Hacker weiß, versuchte er auf der Jahreshauptversammlung alles, um die Mitglieder der Stadtjugendkapelle vom Ehrenamt zu überzeugen. “Ich nehme dem Vorsitzenden gerne die Weihnachtsfeiermoderation ab”, erklärte Hacker und fügte schmunzelnd hinzu, er würde noch zwei Biermarken für die Sommerkirchweih obendrauf legen. “Es wäre auch völlig okay, wenn einer das Amt drei Jahre macht und dann wieder niederlegt.” Doch alles vergeblich. Von den 42 anwesenden Mitgliedern erklärte sich niemand bereit, das Präsidentenamt, das Meschede aus persönlichen Gründen verlässt, zu übernehmen.

Dabei steht es um den Verein grundsätzlich alles andere als schlecht. In seinem letzten Bericht hatte Meschede die beliebten und stets gut besuchten Konzerte der Jugendkapelle betont. “Das gilt besonders für das Frühjahrs- und Open-Air-Konzert.” Zudem bietet der Verein inzwischen so viele Ausbildungen an, “dass es viel breiter fast schon nicht mehr geht.” Speziell die musikalische Früherziehung mit 80 Kindern werde derzeit regelrecht überrannt. Zwar haben die Mitgliederzahlen zuletzt etwas abgenommen, doch Meschede erklärte, man sei bestrebt, die Lücke wieder zu schließen. “Deshalb sollte jeder noch mehr Werbung für die Jugendkapelle machen.”

Ähnlich optimistisch zeigte sich der musikalische Leiter. “Wir bieten auch eine qualitativ hochwertige Ausbildung”, erklärte Norbert Engelmann. Allerdings müsse das Präsidium offen darüber nachdenken, wie die Jugendkapelle auch künftig die notwendige Infrastruktur bereitstellen könne.
Vielleicht sind es diese Grenzen, an die der Verein stößt, die es jetzt so schwierig machen, Mitglieder für diese Aufgaben zu gewinnen. Und so blieb bei der Wahl nicht nur der Platz des Präsidenten, sondern auch des zweiten Schatzmeisters und des Pressewarts vakant.

Zwar wählten die Mitglieder Peter Persin und Wolfgang Niewelt (Vizepräsidenten), Jutta Reuss (Schatzmeisterin), Susanne Zech (Schriftführer), Ute Maier (Zeugwart) sowie Doris Hoffmann (Jugendwart) wieder. Doch Persin ließ bereits durchblicken, dass er in seine letzte Amtszeit geht. Diese beginnt nun zunächst ohne Präsidenten. Die leeren Stellen versucht das Präsidium zunächst kollektiv aufzufangen. Für die Zukunft aber will der Verein neue Lösungen und Ideen finden: Junge Mitglieder einbeziehen, das Präsidium umstrukturieren, Arbeitsgruppen bilden.

Und German Hacker warf noch die Möglichkeit einer Teilzeitkraft ein. “Wir werden vielleicht bald an einen Punkt gelangen, wo nicht mehr alles ehrenamtlich geht”, erklärte er. “Dann muss man irgendwann darüber nachdenken, sich zu professionalisieren.”

Text: Oliver Koprivnjak